Auf dem Prüfstand: „Without data it’s just an opinion“
Zusammenfassung für Leute mit wenig Zeit:
“Without vision it’s just big data!”
„Without data you’re just another person with an opinion.“ Deutsch in etwa: “Ohne Daten ist man nur eine Person mit einer Meinung.”. Dieser Aphorismus aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wird dem Statistiker W. Edwards Deming zugeschrieben. Er wird viel zitiert und alle, die sich mit Unternehmensdigitalisierung stolpern früher oder später über dieses Zitat.
Diese Weisheit ist jetzt 40 Jahre alt – Zeit zu prüfen, wie wahr sie noch ist.
Vor 40 Jahren
In den 80ern und davor war das Vorhalten und verknüpfen von Daten noch ein echtes Problem. Speicherplatz war richtig teuer. Die meisten Geschäftsprozesse wurden noch auf Papier erledigt und Schreibkräfte tippten Daten von einem System ins andere. Es gab überhaupt erst 6 Millionen PC’s weltweit Mitte der 80er Jahre. Nur zum Vergleich: Heute werden pro Quartal 77 Mio PCs verkauft. Erst gegen Ende der 80er, Anfang der 90er zogen digitale Hilfsmittel in größerem Stil in die Businesswelt ein. Digitale Datenspeicherung war in den 80ern nicht selbstverständlich und der unternehmensweite Zugriff auf Daten in der Regel nicht möglich.
Der vollständige Unternehmensüberblick hatte zu der Zeit noch viel mit realen Aktenordnern und großen Tischen zu tun. Dort türmten sich Aktenberge. Die relevanten Informationen legte man physisch nebeneinander. Es gab damals v.a. zwei Unterschiede zu heute:
- Die Definition von relevanten Daten: “Vollständiger Unternehmensüberblick” hatte vor 40 Jahren eine deutlich engere Bedeutung – in aller Regel waren damit handfeste Wirtschaftsdaten gemeint. Eine Customer Journey ließ sich in der Zeit nur anekdotisch zusammenstellen durch Befragung des Personals.
- Speicherkapazität bzw. Speichermedien. Digitaler Speicherplatz war teuer. Aufgrund technischer Gegebenheiten lagerte man Daten in den unterschiedlichsten Silos. Und das medienübergreifend digtal und in Papierform.
Heute
Vieles hat sich grundlegend geändert. Speicherkapazität und Speichermedien stellen heute kein Problem dar. Daten werden in der Regel digital gespeichert – häufig genug noch in einzelnen Silos. Aber es ist grundsätzlich möglich, alle Datensilos zusammenzuführen und die Daten in einer Plattform zu speichern. Es ist nur nicht unbedingt einfach.
Die größte Änderung betrifft neben der Art der Datenspeicherung die schiere Datenmenge. Digitale Spuren gibt es heute in allen Varianten (Ton, Bild, Video, Text, Strukturdaten, Nutzungsdaten, Metadaten,…) und Qualitäten. Kundendaten fallen an sämtlichen Touchpoints an. Unternehmensinterne Daten von Arbeitszeiterfassung bis Produktivität werden erfasst. Dann gibt der Markt noch alles mögliche an Daten her: Vom Monitoring der Wettbewerber bis hin zu statistische Daten der Bundesregierung.
Die Herausforderung heute ist eine völlig andere als in den 1980ern:
Die Datenflut muss vor ihrem Einsatz sinnvoll strukturiert und validiert werden. Jedes System, das Daten braucht, soll jederzeit richtige und sinnvolle Daten bekommen. Gleichzeitig müssen Strukturen geschaffen werden, die Missbrauch der Daten verhindern. Die Gretchenfrage unserer Zeit lautet deshalb:
Wie stelle ich die Data Governance in meinem Unternehmen sicher?
Das ist alles andere als ein einfaches Thema.
Wir alle wissen: Unsere genialen KI-getriebenen BI-Systeme funktionieren nur dann gut, wenn sie mit den richtigen Daten in guter Qualität arbeiten. Heute muss ich mir VOR dem Einsatz von Daten Gedanken machen:
- Was ist die Fragestellung, die ich lösen möchte? Hier können Sie heutzutage richtig kreativ werden. Anregung finden Sie z.B. in unserem Beitrag über Smart Feature.
- Welche Daten benötige ich zur Lösung?
- Habe ich diese Daten tatsächlich zur Verfügung? Kann ich sie rein technisch aus meinem Datenpool ziehen?
- Brauche ich Third Party Data und/oder Referenzdaten?
- Kann mein System diese Fragestellung lösen oder brauche ich die Hilfe eines Datendienstleisters?
Fazit
Daten gibt es heute ohne Ende. Herrscht ein gewisses Maß an Digitalisierung in einem Unternehmen vor, muss niemand mehr von datenbasierten Arbeiten überzeugt werden. Auch Rechenleistung ist heute kaum noch ein Thema für Unternehmen. „Without data you’re just another person with an opinion“ ist immer noch wahr, aber im Grunde eine Binsenweisheit. Wir haben heute aber nicht nur “Data”, wir haben “Big Data”.
Um mit der Datenflut gewinnbringend zu arbeiten, braucht es heute eine kreative Idee, eine Fragestellung oder tatsächlich nur ein Bauchgefühl. Danach kommen erst die Daten ins Spiel:
Gibt es genug valide Daten, um eine gute, qualifizierte Aussage dazu zu treffen?
Wenn es um Big Data geht, müssen wir den Spruch ändern:
“Without vision it’s just big data!”